Der Beginn meines Interesses an der elektronischen Musik lag bei mir ("vor langer Zeit") darin begründet, dass ich dachte, die
Weiterentwicklung der Musik wäre nur noch über vollkommen neue Klänge möglich. Rein zahlenmäßig ist die Anzahl der theoretisch möglichen Melodien begrenzt, da die Anzahl der möglichen Töne, aus denen sie
zusammengesetzt sind, begrenzt ist. Wenn man die Zahl der Urheberrechtsprozesse in der Unterhaltungsmusik und die ausufernde Zahl der "Cover"-Versionen alter Hits (wobei im allgemeinen aber das Originelle
des Vorbilds auf der Strecke bleibt) betrachtet, wird man in dieser Anschauung anscheinend auch bestätigt.
Die Malträtierung herkömmlicher Instrumente (z.B. durch Schlagen des Geigenbogens gegen der Geigenkörper oder gar durch Zerren an den Seiten eines Pianos)
halte ich für Frevel, ganz abgesehen davon, dass allzuviel neues an Klängen dabei auch nicht entsteht. Als Lösung sah ich die Nutzung der Synthesizer an, mit deren Hilfe man ja die gesamte Vielzahl der physikalisch
möglichen akustischen Schwingungsformen (Klänge) erzeugen kann. So habe ich mich dann eine Weile sehr für elektronisch erzeugte Musikstücke interessiert und mir jede Aufnahme, die ich kriegen konnte,
besorgt.
Jedoch habe ich im Laufe der Zeit festgestellt, dass auf diese Weise rein elektronisch erzeugte Musikstücke offensichtlich zu hohe Barrieren für die
gegenwärtigen Hörgewohnheiten darstellen. Selbst beim aufgeschlossensten Zuhörer bleibt meist der Eindruck des "Synthetischen" zurück. Also wird m.E. auf absehbare Zeit die Aufgabe der Synthesizer
auf die Ergänzung von Musikstücken um zusätzliche, sonst nicht erzeugbare, Klänge beschränkt bleiben.
Dies gilt meines Erachtens für alle Musikbereiche.
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